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Durch die Integration von Sprache und Arbeitsplatz werden die Sprachkenntnisse gestärkt

Investitionen in Berufseinsteiger sichern die nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit dieser Zielgruppe.

Quelle: TvOO: Magazin für Entwicklung in Organisationen – September Nr. 3 2020 https://www.tvoo.nl

Nina Meilof & Nicole Mol

Investitionen in Berufseinsteiger sichern die nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit dieser Zielgruppe. Gleichzeitig leistet das Unternehmen einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag und sorgt für eine stabile Belegschaft. Obwohl diese Investition Aufwand und Zusammenarbeit mit verschiedenen Parteien erfordert, bringt sie letztlich sowohl für das Unternehmen als auch für den Neuankömmling Vorteile in Form eines nachhaltigen Arbeitsverhältnisses mit sich.

Für Neuankömmlinge ist das Erlernen der niederländischen Sprache wichtig für den Alltag und die Arbeit. Doch nach dem Sprachkurs müssen Neuankömmlinge oft noch viele Schritte zurücklegen, bis sie sich im Beruf wohlfühlen, weil ihnen die richtige Sprache fehlt. Deshalb besteht insbesondere für Geringqualifizierte ein Bedarf an Sprachunterricht, der sich nahtlos in die tägliche Arbeitssituation einfügt. Wenn im nächsten Jahr das neue Integrationsgesetz in Kraft tritt, werden Neuankömmlinge dringend dazu angehalten, so bald wie möglich mit einer Arbeit oder einem Praktikum zu beginnen.

Wie helfen wir Neuankömmlingen mit Sprachtraining dabei, einen Job zu finden und zu behalten? Wir beschreiben einen neuen Ansatz zum Erlernen der niederländischen Sprache in der Reinigungsbranche, einer Branche, in der viele Neulinge Arbeit finden. Der Kern dieses erneuerten Ansatzes ist eine maximale Integration des Sprachunterrichts mit alltäglichen Aktivitäten und berufsorientierten Sprachkompetenzen. Ein Ansatz, der mit der Unterstützung von Arbeitgebern und Kollegen in der Werkstatt noch mehr Rendite bringt.

Langfristiger Unterricht, zu wenig Bezug zur Praxis

Nach der aktuellen Regelung müssen Neuankömmlinge innerhalb von drei Jahren eine Sprachprüfung ablegen. Dieser Sprachunterricht ist in der Regel mit alltäglichen Dingen verknüpft, beispielsweise mit dem Einkaufen oder der Terminvereinbarung beim Arzt. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass nicht alle Neuankömmlinge tatsächlich die niederländische Sprache sprechen. Nach dem Unterricht lernen sie zu Hause und erledigen ihre Einkäufe im Supermarkt, völlig kontaktlos, sodass sie nichts sagen müssen. Daher haben viele Menschen Schwierigkeiten, Niederländisch zu sprechen. Wenn die Prüfungen bestanden sind und nach einem Job gesucht wird, folgt oft die Enttäuschung: Arbeitgeber finden sie schwer verständlich und raten dazu, zunächst die Sprache besser zu lernen. Nur zehn Prozent der Neuankömmlinge haben nach zwei Jahren Arbeit gefunden, nach vier Jahren sind es 49 Prozent (SER, 2020).

Ein weiteres Problem besteht darin, dass die meisten Sprachkurse Neueinsteiger nicht ausreichend auf bestimmte Teile des Berufs vorbereiten. Beispielsweise ist es erforderlich, dass eine Reinigungskraft über Fachkenntnisse verfügt, beispielsweise über die Bedeutung von Piktogrammen auf Reinigungsmitteln. Normalerweise ist sein Wortschatz nicht groß genug, um beispielsweise Fragen zum Alarm oder zur Bedienung einer Maschine stellen zu können. Die Folge kann sein, dass er diese Aufgaben lieber einem Kollegen überlässt und dadurch nicht optimal funktioniert. Und für eine gute Zusammenarbeit ist es natürlich auch notwendig, mit Kollegen, Büroangestellten und Vorgesetzten in Kontakt zu treten. Aufgrund mangelnder Sprecherfahrung trauen sich Menschen oft nicht, dies zu tun. Daher ist es wichtig, Berufseinsteigern besser auf ihrem Weg zu helfen, aber wie?

Sprache am Arbeitsplatz

In der Reinigungsbranche haben 22 Prozent der Beschäftigten einen Migrationshintergrund (Kalkhoven, 2019). Reinigungskräfte stehen an der Spitze der zehn Berufe, in denen eine geringe Lese- und Schreibkompetenz häufig vorkommt: Nicht weniger als 40 Prozent der Reinigungskräfte verfügen über geringe Lese- und Schreibkenntnisse (Stichting Lees & Writing, 2019). Die Reinigungsbranche ist eine Branche mit einer langen Tradition der Sprachausbildung. Kürzlich das Arbeitsbuch Sprache in der Reinigung überarbeitet und an die Veränderungen in der Reinigungsbranche angepasst. Einerseits wollten wir den Stoff verträglicher mit der täglichen Arbeit und dem gewünschten Verhalten des Reinigers machen, damit der Nutzen für jeden klarer wird. Die Reinigungsbranche hat sich in den letzten Jahren verändert (Visscher und Tops, 2015). Beispielsweise wird die Reinigung zunehmend von den Abendstunden auf den Tag verlagert.

Dadurch wird die Reinigungskraft sichtbar und Teil des Büroalltags. Dadurch ist die Gesprächskompetenz des Mitarbeiters wichtiger geworden. Dies erhöht den Druck auf die Verwendung der niederländischen Sprache. Andererseits ist das Arbeitsbuch noch konkreter geworden. Die Lernziele sind in konkreten Arbeitskompetenzen enthalten, in denen berufsbezogene Sprachkenntnisse im Mittelpunkt stehen. Denken Sie an Dinge wie: „Ich kann sagen, wie die Materialien und Geräte heißen“ und „Ich kann jemandem Hilfe anbieten“. Abschließend wird verstärkt darauf geachtet, die Arbeitskompetenzen in die Praxis umzusetzen und darüber zu reflektieren. Dazu werden Kompetenzen in möglichst konkrete Praxisaufgaben übersetzt. Ausgangspunkt ist die Absolvierung eines praxisorientierten Sprachkurses. Dadurch werden sie in die Lage versetzt, kompetent zu arbeiten und zu kommunizieren, so dass sie autonom agieren und einen besseren Kontakt zu anderen pflegen können. Diese Dinge sind wichtig, damit Menschen weiterhin motiviert zum Lernen bleiben (Deci & Ryan, 2000).

Transfer des Gelernten

Bei der Gestaltung dieses aktualisierten Arbeitsbuchs sind wir auf den Kern einer Lernreise zurückgekommen, nämlich den Transfer. Jeder Lernprozess – und damit auch das Erlernen der niederländischen Sprache – ist nur dann effektiv, wenn die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten in der Arbeitssituation angewendet werden (Bergenhenegouwen & De Mooij, 2011). Im Transferprozess spielen drei Kategorien eine Rolle:

  1. persönliche Merkmale wie Intelligenz, Fähigkeit und Motivation;
  2. Gestaltung des Lernpfades, wie z. B. Übereinstimmung zwischen Lern- und Arbeitssituation, Ausrichtung auf die Zielgruppe, didaktische Grundsätze, Aufgaben, Übungen und Feedback;
  3. Merkmale der Arbeitssituation, wie Einsatz, Unterstützung und Anleitung am Arbeitsplatz durch Vorgesetzte und/oder Kollegen.

Die Motivation der Teilnehmer ist sehr wichtig, da Menschen mit geringer Bildung während der Teilnahme an einem Kurs häufiger demotiviert werden als andere (SER, 2019). Vor allem Menschen, die schnell durchstarten wollen, über geringe akademische Fähigkeiten verfügen oder kaum Lesen und Schreiben gelernt haben, haben zu wenig Erfolg. Es gibt viele Theorien zur Motivation, aber die Selbstbestimmungstheorie von Deci & Ryan (2000) ist für Bildung und den Arbeitsplatz relevant. Sie geben an, dass es drei Dinge gibt, die die Motivation steigern:

  • Kompetenz: Neuankömmlinge fühlen sich kompetent, wenn sie die niederländische Sprache verstehen und sprechen können.
  • Autonomie: Sie erfahren Autonomie, wenn sie den Zusammenhang zwischen Lernverlauf und Arbeit erkennen und ihre Aufgaben selbstständig erledigen können.
  • Verbindung: Durch das Erledigen von Redeaufgaben im Unterricht und am Arbeitsplatz entsteht Kontakt zu Kollegen.

Diese Faktoren bilden den Kompass für den Entwickler.

Es gab eine intensive Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Sprachspezialisten, um sicherzustellen, dass das Lernprogramm besser auf die Arbeitssituation abgestimmt ist.

Sie haben sorgfältig untersucht, mit welchen Handlungen und Umständen eine Reinigungskraft im Jahr 2020 zu kämpfen hat und welche berufsorientierten Sprachkenntnisse damit verbunden sind. Der Sprachverlauf für die Reinigung umfasst letztendlich:

  • grundlegender Reinigungsvokabular;
  • mit Kollegen kommunizieren und Anweisungen verstehen;
  • sichere und gesunde Reinigung;
  • 'gastfreundlich'.

Im Unterricht wird der Wortschatz zunächst auf vielfältige Weise erweitert, beispielsweise verknüpft mit Bildern, verschiedenen Situationen und Sprechakten (Anfrage, Erklärung, Meinung: das sind Sprechakte). Im Unterricht werden dann Dialoge in einer sicheren Umgebung angehört, nachgespielt und variiert. Auf Grammatikregeln wird wenig Wert gelegt. Insbesondere für Neulinge mit geringem Bildungsniveau ist es sinnvoll, eine grammatikalische Struktur nur dann anzubieten, wenn diese relevant und typisch für einen Sprechakt ist (Bossers, Kuiken & Vermeer, 2015). Nach dem Unterricht können die Teilnehmer ihre neuen Fähigkeiten in der Praxis anwenden.

Abbildung 1. Beispiel für das Erlernen praktischer Dinge (aus: Taal in de Schoonmaak)

Für den Lerntransfer ist die direkte Anwendung in der Praxis unerlässlich. Genau dieser Transfer wird im neuen Ansatz angeregt: Die Teilnehmer erleben, ob eine Arbeitskompetenz, übersetzt in eine kurze Praxisaufgabe, tatsächlich gelingt. Wo möglich, werden Gespräche mit Kollegen oder Büromitarbeitern in der Praxis geübt. Die Teilnehmer berichten darüber, indem sie eine Video- oder Audioaufnahme machen oder Nachrichten an Kollegen schreiben. Diese „Beweise“ speichern die Teilnehmer in einem digitalen Portfolio und verschaffen sich so einen greifbaren Überblick über ihre eigene Entwicklung. In der nächsten Unterrichtsstunde werden Übungsaufzeichnungen mit Feedback versehen, persönlich und teilweise auch für die ganze Gruppe. Nach der Reflexion entscheiden Teilnehmer und Lehrer gemeinsam, ob mehr Übung erforderlich ist oder ob ausreichende Erfolge erzielt wurden. Auf diese Weise formuliert der Teilnehmer seine Fortschritte explizit, was die Autonomie stärkt.

Erste Ergebnisse

Aus der Auswertung der ersten Klassen mit dem aktualisierten Lehrbuch Sprache in die Reinigung gearbeitet haben, scheint es, dass Neueinsteiger die praktischen Aufgaben zunächst spannend finden, sich aber durchhalten. Der erste Erfolg besteht also darin, dass sie ihre Angst vor dem Sprechen überwinden. Die Lehrer sind begeistert. Sie merken im Unterricht und sehen in den digitalen Portfolios, dass sich die Teilnehmer wirklich Mühe geben, das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Dadurch werden die Lektionen viel besser gelernt. Nach und nach werden die Teilnehmer immer erfolgreicher. Der große Vorteil dieser Methode ist der direkte Transfer: Die Neuankömmlinge erwerben praxisnahe Sprachkenntnisse. Darüber hinaus erfahren sie dafür Wertschätzung: von der Lehrkraft, aber auch von den Kollegen. Darüber hinaus besteht mehr Kontakt zum Arbeitgeber und zu den Kollegen. Das fördert die Verbindung. Damen (2013) stellt fest, dass Erfolg dazu führt, dass die Teilnehmer noch häufiger weiter lernen möchten. Dies gibt den Teilnehmern Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und stellt dem Unternehmen einen flexiblen Mitarbeiter zur Verfügung, der sich leichter in Entwicklungen im Arbeitsbereich einarbeiten kann. Auch die Arbeitgeber sind begeistert. Sie beobachten seit einiger Zeit, dass Mitarbeiter durch Sprachunterricht sicherer arbeiten und weniger Fehler machen (Visscher & Tops, 2015). Sie sehen auch, dass Neuankömmlinge ihrer Rolle als Gastgeberin/Gastgeberin besser nachkommen und selbstständiger agieren. Dieser Ansatz wirkt sich auch positiv auf die Unternehmenskultur aus. Wir merken, dass Kollegen, die eine Newcomer-Praxis sehen, dieses Engagement sehr zu schätzen wissen. Kollegen werden inspiriert, zu helfen. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Teams enger zusammenarbeiten, weil es mehr Respekt und Verbundenheit gibt. Dadurch fühlen sich die Menschen bei der Arbeit wohler und auch die Fehlzeiten gehen zurück.

Abbildung 2. Überlegungen zu Kompetenzen (Aus: Taal in de Schoonmaak)

Aufmerksamkeit von Managern und Arbeitgebern

Neben Erfolgen gibt es auch Dinge, die besondere Aufmerksamkeit erfordern. Beispielsweise gibt es in der Reinigungsbranche viele Kollegen, die selbst nicht die niederländische Sprache sprechen. Zudem arbeiten Reinigungskräfte oft alleine. Es bleibt eine Herausforderung, genügend Situationen zu identifizieren, in denen kurze Börsen praktiziert werden können. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit mit Führungskräften und Arbeitgebern bei der Suche nach den sinnvollsten und praktikabelsten Optionen.

Auch in anderen Branchen wird mehr Wert auf den Sprachunterricht am Arbeitsplatz gelegt. Überall wird bewusst auf Situationen geachtet, in denen Neulinge ihre Sprachkenntnisse aktiv trainieren können. Immer mehr Unternehmen ermutigen ihre Mitarbeiter ausdrücklich dazu, Sprachbuddy, Sprachcoach oder Sprachassistent zu werden. Dies erfordert neben der Zeit manchmal auch einige Investitionen. Gemeinsam mit dem Arbeitgeber wägen wir Kosten und Nutzen ab. Wir sehen, dass die Rolle der Sprachhilfe mehr ist als nur das Helfen mit Worten. Ein Kollege, der hilft, kann effektiver sein, wenn er in seiner Rolle beraten wird. Nach einer Beratung kann er beispielsweise bei der Aussprache und dem Satzbau helfen. Dann weiß er, dass auch soziale Umgangsformen zu den Sprachkenntnissen gehören. Eine kurze Einweisung in die Sprachhilfe kann die Lerneffizienz für den Neueinsteiger und das Unternehmen steigern.

1 + 1 = 3!

Aus unserer Erfahrung mit Sprachprogrammen haben wir gelernt, dass eine maximale Integration der Arbeit mit der Sprache für die Sprachentwicklung des Neuankömmlings wirksam ist. Das oben genannte Arbeitsbuch ist ein gutes Beispiel dafür. Eine Sprachausbildung bringt mehr, wenn es zu drei Zeitpunkten des Lernprozesses zu einer intensiven und guten Zusammenarbeit zwischen den Sprachtrainern und dem Unternehmen kommt:

  1. Der erste Schritt besteht darin, die Aktivitäten und Prozesse am Arbeitsplatz für das Sprachtraining abzubilden. Darin sind auch neue Entwicklungen im Werk enthalten.
  2. Der zweite Schritt besteht darin, einen motivierenden Ansatz für den Unterricht selbst zu gewährleisten, indem praktische Ziele festgelegt und maßgeschneiderte, arbeitsorientierte Sprachaufgaben formuliert werden. Dabei ist das Wissen über die Mitarbeiter am Arbeitsplatz und deren Zusammenarbeit von großem Wert.
  3. Der dritte und letzte Schritt besteht darin, im Unterricht und nach Möglichkeit auch am Arbeitsplatz für Erfolgserlebnisse zu sorgen, damit das Selbstvertrauen wächst. Dies bedarf der Förderung durch den Arbeitgeber und gelingt am besten durch den Einsatz kollegialer Sprachhelfer, die mit Tipps und Tricks unterstützt werden.

Arbeit und Sprache sind für den Neuankömmling beide wichtig. Eine optimale Integration der Sprache in das Werk ergibt jedoch den 1+1=3-Effekt. Das ist es, was Sie wollen: Neuankömmlinge lernen genau die Sprache, die ihnen die Chance gibt, einen Job zu finden und zu behalten.

 

Nina Meilof ist Sprachtrainerin bei TopTaal und spezialisiert auf Integrationsprogramme für Neueinsteiger und Niederländer am Arbeitsplatz. TopTaal ist eine Dienstleistungseinrichtung für die niederländische Erwachsenenbildung und entwickelt maßgeschneiderte Sprachprogramme für verschiedene Branchen und auf unterschiedlichen Sprach- und Bildungsniveaus.

Nicole Mol ist Ausbildungsexpertin und arbeitet als Ausbildungsberaterin und Trainerin bei UL-Team-Kursen, Spezialistin für Berufsbildung
für die Reinigungsbranche.

 

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